Chronologie einer absehbaren Niederlage


9. Mai 1940 – 13h30:

Deutschland: die Heeresgruppe A wird in Bereitschaft versetzt. Sie umfasst u. a. 41.000 Fahrzeuge und 1280 Panzer.

10. Mai 1940:

248. Tag des Drôle de Guerre; das Osterwochenende kündigt sich an, herrliches Wetter. Viele Fronturlauber bereiten sich auf eine Heimkehr zu ihren Familien vor.

10. Mai 1940 – 4h30:

Hunderte Flieger Typ Fieseler-Storch starten, um Truppen hinter den belgischen Verteidigungslinien und an der luxemburgischen Front, wo sie an Frankreich grenzt, abzuwerfen.

10. Mai 1940 – 5h35:

Die Heeresgruppe A dringt in Belgien und Luxemburg ein. Sie bereitet sich auf die Überquerung der Ardennen Richtung Meuse vor.

10. Mai 1940 – 8h30:

Die französischen Kavallerieeinheiten der IX. und II. Armee überqueren die belgische Grenze, um zusammen mit den belgischen Truppen, wenn möglich, in den Ardennen späte Kampfhandlungen aufzunehmen.

10. Mai 1940 – 10h00:

Die französische Infanterie zur Verteidigung der Meuse ist alarmiert, sie verlässt ihre Quartiere, um in Kampfposition zu gehen.

10. Mai 1940 – 11h00:

Die 10. Panzerdivision dringt nördlich Arlons vor und trifft auf die Avant-Garde der 2. französischen DCL (Divison Légère de Cavalerie). Nach verbissen Kämpfen, müssen die Franzosen sich zurückziehen.

10. Mai 1940 – 13h00:

Die 5. DLC trifft in der Gegend um Bastogne und Houfalize auf die Deutschen. Die Belgier setzen ihren Plan massiver Zerstörungen in die Tat um, was jedoch teilweise die französische Kavallerie behindert.

10. Mai 1940 – 16h00:

Die Deutsche Armee hat Luxemburg vollständig durchquert. Die ersten belgischen Verteidgungslinien sind erreicht und bei Bastogne durchbrochen.

11. Mai 1940:

Die Deutschen treffen nun auf die französische Kavallerie. Die schweren Kämpfe dauern den ganzen Tag an.

Die 1. PZ DIV überrennt die Stellungen der 5. DLC, während die 10 PZ DIV die 2. DLC zurückstaut. Nachts ziehen sich die französischen Kavalleriedivisionen zurück und bringen sich hinter der Semoy in Verteidigungsstellung.

Nächte des 11. und 12. Mai 1940:

General Huntziger, der Kommandant der II. Armee, beschließt die Front zu verstärken. Die Reserven werden an die Front gebracht. Im Sektor von Sedan nähern sich die Reserven des 10. Korps der Meuse. Die 71. DI (Division d'Infanterie) des General Baudets wird dem 10. Heereskorps General Gransart zur Verfügung gestellt. Sie platziert sich an der Meuse zwischen dem 55. DI General Lafontaines und der 3. DINA (Division d'Infanterie Nord-Africaine) General Chapouillys.

Im Verlauf der Nacht:

Die 71. DI ersetzt mühsam die nordafrikanischen Regimenter General Chapouillys. Man hatte so die exzellente 3. DINA gegen die mittelmäßige 71. DI, die das Gelände kaum kannte, ausgetauscht.

12. Mai 1940 – 7h45:

Die 1. PZ DIV nimmt Bouillon ein und stößt auf die 5. DLC, die sich in Verteidigungsstellung am südlichen Ufer der Semoy aufhält. Erneut werden die Franzosen zurückgedrängt. Im Verlauf des Tages erhöhen die Deutschen den Druck Richtung Meuse.

12. Mai 1940 – 17h00:

Die Reste der 5. DLC flüchten sich hinter die Meuse und schließen sich den Reserven an.

13. Mai 1940:

Die Verteidigung Sedans ist nur noch auf zwei mittelmäßige Einheiten der Serie B gestützt: auf die 55. und 71. DI. Die 55. DI muss eine Front von 16km Länge mit kaum 6000 Mann verteidigen. Diese Division wird es sein, die sich der Elite der deutschen Armee entgegenstellt.

13. Mai 1940:

Die Deutschen nähern sich der Meuse. Ab 7 Uhr morgens beginnen die Stukas die französischen Stellungen auf einer Länge von 20km zu bombardieren. Die Artillerieposten, Blockhäuser, Beobachtungsposten, Kommandoposten und alle Kommunikationsnetze werden zerstört.

13. Mai 1940 – 14h00:

Die deutsche Artillerie begibt sich in Stellung und beginnt zu feuern.

13. Mai 1940 – 15h00:

Die Deutschen überqueren an vier Stellen den Fluss und und dringen in die französischen Stützpunkte, die sowie so schon durch Artillerie- und Stukabeschuß geschwächt sind, ein.

13. Mai 1940 – 18h00:

Die Einheiten hinter der 55. DI werden von Panik erfasst. Betroffen sind das 404. Regiment der DCA, das II/185. RAL, das IV/110. RALCA, das 295. RI und das 147. RIF (Régiment d'Infanterie de Forteresse = Infanterieregiment der Festungswerke). General Lafontaine lässt die Wege blockieren und die Flüchtlinge an ihre Posten zurückschicken.

13. Mai 1940 – 18h30:

Die Panik springt auf die 71. DI über. General Baudet lässt veranlasst durch falsche Informationen, seine Hauptquartier 7km zurückweichen. Dieser „Umzugg schürt die Panik unter seinen Männern, 13 Artilleriebatterien werden aufgegeben, das Material zurückgelassen.

13. Mai 1940 – 22h00:

Die französische Front ist eingedrückt. General Huntziger verfügt noch über Reserven: 2 Infanterieregimenter, 2 Panzerbataillone, während zwei andere Einheiten, die 3. DIM ( Division d'Infanterie Motorisée= Motorisierte Infanteriedivision) und die 3. DCR ( Division Cuirassée de réserve= Gepanzerte Reservedivision) sich in seinen Schutz begeben. Er begeht einen fatalen Fehler: anstatt diese Reserven zum Gegenschlag zu konzentrieren, wird er sie verstreuen, um die Breschen zu decken.

13.-14. Mai 1940:

Die Verstärkung, die während der Nacht zur Front gelangt, wird durch die Flüchtenden gestört, welche die Straßen verstopfen.

14. Mai 1940 – 6h20:

Die 1. PZ DIV überquert die Meuse und beginnt ihren Vormarsch nach Süden. Die letzten Wiederstandspunkte am Fluss werden „gesäubert". Die 2. PZ DIV setzt ebenfalls über. General Lafontaine organisiert eine Gegenattacke mit den Panzern des 7. BCC (Bataillon de Chars de Combat = Kampfpanzerbataillon)

14. Mai 1940 – 8h30:

Das 7. BCC, das von der Flanke von Panzern attackiert wird, ist schnell überrollt, 29 Panzer gehen verloren. Die Unterstützungsinfanterie muss sich unter Rückzug verteidigen.

14. Mai 1940 – 12h00:

Die 71. DI nimmt eine neue Defensivstellung gegenüber dem Osten ein, um so die Breschen aufzufüllen. Während des Manövers werden die Einheiten auseinander getrieben und fliehen nach Süden. Innerhalb weniger Stunden verschwinden das 120. RI, das 246. RI und 4 Artilleriegruppen kampflos.

Die 7. DCR und die 3. DIM dringen mühsam zur Front vor, um einen Angriff zu versuchen.

14. Mai 1940 – 15h30:

Aufgrund der Langsamkeit des Manövers und aus Angst vor einem deutschen Durchbruch, befiehlt General Flavigny die Zerstreuung der 3. DCR über eine Front von 20km, um kleinere Sperren zu formieren. Die letzte Chance zum Gegenangriff ist hiermit endgültig verloren gegangen.

14. Mai 1940 – 20h00:

Der linke Flügel der II. Armee existiert nicht mehr.

15. Mai 1940 – 6h15:

General Flavigny erhält den Befehl mit den Panzern der 3. DCR anzugreifen, diese sind jedoch über eine Front von 20km verstreut. Die Deutschen nehmen die Vorposten ein und greifen Richtung Stonne an. Überall gelingt den Deutschen der Vormarsch nur kurz unterbrochen von einigen mutigen französischen Truppenteilen, die immer noch Widerstand leisten.

15. Mai 1940 – 20h00:

Die Schlacht von Sedan ist beendet. Von nun an steht den Deutschen die Tür „Meerg offen.

16. Mai 1940:

General Huntziger lässt General Lafontaine kaltstellen, den Generälen Grandsart, Baudet, Chapouilly und Brocard widerfährt das gleiche Schicksal. Somit wälzte Huntziger die Verantwortung für die Niederlage auf seine Untergebenen ab. Er verstärkte defensiv die Westfront der II. Armee, da er fürchtete, die Deutschen würden die Maginot-Linie überrennen (woran diese aber zu diesem Zeitpunkt absolut kein Interesse hatten).

23. Mai 1940:

Die 2 PZ DIV erreicht Boulogne und kreist die besten französischen Truppen, sowie die zur Unterstützung herbeigeeilten englischen Verbände in Belgien ein.

 

Die Fehler:

Es fehlt völlig an einer Zusammenarbeit zwischen belgischer und französischer Armee. Noch schlimmer: die belgischen Instruktionen behinderten oft die französische Kavallerie. Die leichten Kavalleriedivisionen waren nicht ausreichend bewaffnet, um einen effektiven Kampf gegen die deutschen Eliteeinheiten zu bestreiten. Die Befestigungen der Meuse waren teilweise brüchig. Sie stürzten dadurch die schweren Festungswerkeins Verderben. Vor Sedan, war ein Intervall von 1800m zwischen den Stützpunkten Glaire und Torcy nur durch einen kleinen Unterstand aus Baumstämmen bestückt mit einem FT17 Panzerturm geschützt. Dies war selbstverständlich nicht ausreichend, um die Elite der Wehrmacht zu stoppen.

Mitten in der deutschen Offensive tauschte Huntziger das exzellente 3. DINA gegen die schwächliche 71. DI, eine Einheit der Serie B, aus. Diese war unfähig eine wichtige Front zu halten.

Die 55. DI war beauftragt eine Front von 16km Länge mit 6000 Verteidigern zu halten (viel zu viel für eine Einheit der Serie B).

Das Verhalten der 55. und 71 DI im Feuer ist beklagenswert und enthüllte schwere Lücken in Ausbildung und Training der Truppen. Es wäre von großem Nutzen gewesen, den Drôle de Guerre zur Ausbildung und Abhärtung der Serie B zu nutzen.

Während der gesamten Kämpfe versuchte das französische Kommando ständig die Front abzudichten. Noch schlimmer, es löste starke Einheiten wie die 3. DCR auf, um die Löcher zu stopfen. Zu keinem Zeitpunkt versuchte es, die Reserven zwecks eines energischen Gegenangriffs zu sammeln.

Während der gesamten deutschen Offensive, ließ General Huntziger die deutsche Armee durch Luxemburg, gegenüber der Maginot-Linie marschieren, ohne auch nur einen Moment zu versuchen die Flanke des Gegners anzugreifen. Erneut hatte fataler weise man die Defensive der Offensive vorgezogen.

BG/14/01/09



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